#39 – Südostpatagonien & Feuerland

Wie schon in den vergangenen Tagen setzten wir unsere Reise auf der Ruta 3 (RN3) fort. Der Bosque Petrificado de Jaramillo (versteinerter Wald) NP ließ uns ca. 50 Kilometer über eine Schotterpiste von unserer Route abweichen. Vor 65.000.000 bis 150.000.000 Jahren standen dort Araukarienwälder. Vom Wind gefällt, von Vulkanasche bedeckt und durch eingedrungenes Regenwasser gelang die Osmose, der teilweise 47 Meter hohen und bis zu 3 Metern Stammdurchmesser, versteinerten Bäume. Über eine Fläche von 2 Kilometern lagen die Stämme wie griechische umgestürzte Säulen verteilt. Ihre Farben gingen von Grau- über Erdtöne und ließen die Maserungen gut erkennen. Auf der Rückfahrt zur RN3 genossen wir noch in aller Ruhe die Landschaft mit ihren Tafelbergen und den vielfältigen Rottönen ihres Gesteins, Erinnerungen an Utah kamen ins in den Kopf (Pocito Utah).

Weil es fast auf dem Weg lag und uns beide interessierte, schoben wir noch einen spontanen Ausflug nach Puerto San Julian zu einem Nachbau des Magellanschiffes „Victoria“ ein.

Bevor wir den nächsten Grenzübergang nach Chile vorhatten, besuchten wir in Rio Gallegos noch einen Tierarzt für das Certificado de Salud. Damit erhielten wir bei der SENASA die erforderlichen Papiere für den Grenzübertritt von Snoopy; dieses hat eine Gültigkeit von 60 Tagen, wichtig, da wir zig Mal in den kommenden Wochen die Grenzen zwischen Argentinien und Chile kreuzen wollen.

Um von den Grenzern nicht erfolgreich gefilzt zu werden, hielten wir kurz vor der Grenze und versteckten alle verbotenen Lebensmittel (Wurst, Fleisch, Käse, Eier, Obst, Gemüse). Quasi alles! Der Papierkram ging richtig schnell, aber trotzdem wurde die Wohnkabine noch eingehend von 2 Beamten kontrolliert. Nichts gefunden! Die Reise ging weiter.

Nach der Grenze hielten wir für eine kleine Wanderung noch im Pali Aike NP an. Obwohl Snoopy im Auto blieb, durften wir die Wanderung nicht machen, da Hunde auch im Auto nicht erlaubt waren.

So setzten wir unsere Reise fort, mit dem Wissen, in chilenischen NP werden Wanderungen zur Herausforderung, da Hunde dort generell verboten sind.

Vom chilenischen Festland brachte uns eine Fähre in über 30 Minuten über die berühmte und vom Winde verwehte Magellanstraße nach Feuerland. Im gedachten Windschutz einer Düne mit Blick auf die Magellanstraße wollten wir unsere Nachtruhe starten. Doch der Wind rüttelte unser Gefährt dermaßen durch, dass wir nach einem windgeschützteren Platz suchten und auch fanden. An einem nahen Touristenoffice war es windgeschützt, allerdings lief die ganze Nacht ein monotoner Generator, Not gegen Elend!

Auffällig waren die mittlerweile massenhaft grasenden Schafe. Herden von hunderten Tieren sahen im Vorbeifahren. In einem kleinen verwunschenen Ort mit heruntergekommenen Siedlungshäusern und kaputten Straßen, vermutlich mal die Heimat von Arbeitern einer Erdölförderkompanie, fanden wir einen Minimarket.

Mit unseren vorher bereits online gesicherten Tickets besuchten wir die weltweit einzige auf dem Festland lebende Königspinguinkollonie. Es leben dort ortsfest bis zu 120 Tiere. Königspinguine werden bis zu einem Meter groß und haben wunderschöne orange-gelbe Halsfärbungen. Ihre weiße Brust glänzt in der Sonne. Jedes Jahr paaren sie sich mit anderen Partnern und legen nur ein Ei. Die Brutpflege besorgen sie gemeinsam. Einer holt das Futter, während der andere Partner das Ei zwischen seinen Beinen mit einem Bauchlappen warm hält. Ist das Küken geschlüpft, wachsen ihm braune Daunen, die zwar wärmen, aber nicht wasserdicht sind. Für die Nahrungsversorgung legen die Eltern bis zu 30 Kilometer im Meer zurück. Ihre natürlichen Feinde sind neben Orcas und Seeelefanten auch Füchse. Wir haben zwei Exemplare Rotfüchse zu Gesicht bekommen als sie die Straße querten.

Feuerland ist am Messtisch entlang des 68,5 Längengrades zwischen Chile und Argentinien geteilt. Keine 24 Stunden später querten wir deshalb bereits erneut die Grenze von Chile nach Argentinien. Der Grenzprozess lief reibungslos, zur Belohnung gab es sogar noch eine heiße Dusche in einem Grenzhaus für uns. In der Nähe, in einer Senke bezogen wir unser Nachtquartier mit Blick auf den Atlantik. Morgens beim Versuch unseren Rocky zu starten, entfuhr Christian ein verzweifelter Aufschrei. Er sprang nicht an. Also einige Meter zur Straße gegangen, um Hilfe gewunken und direkt das zweite Auto hielt an und ein freundlicher Argentinier half uns beim Überbrücken. Ursache war Christians neues Spielzeug 😉 eine Mega-Lichtleiste am Alkoven brannte ohne unser Wissen stundenlang und verbrauchte zu viel Strom. Wir wunderten uns schon über hupende LKWs, die uns darauf aufmerksam machen wollten, als wir schon für die Nacht parkten.

Auch in Argentinien gibt es Carrefour, nötige Lebensmittel nachgekauft und weiter zum Fin del Mundo – Ende der Welt: Ushuaia.

Zuerst nahm die Zahl der Bäume, oftmals tot, zu und wir fuhren kontinuierlich in die Höhe. Mittlerweile sahen wir bewaldete Hänge und Berge, damit hatten wir nicht gerechnet. Streckenweise führte die Straße uns durch Wälder. Dann konnten wir die ersten hohen komplett schneebedeckten Berge erkennen. Einige Stopps an Lookouts brachte uns ins Schwärmen, kleine Seen und atemberaubende Berge bei strahlend blauem Himmel – die temperaturen sind konsequent unter 10°C. In Ushuaia angekommen durchkämmten wir das kleine Städtchen, viele nette alte bunte Häuser, viele Touristen, viele Tourenanbieter und Leben auf den Straßen. Am Abend besuchten wir einen Irish Pub – ein Reinfall: Es gab kein irisches Bier! – und eine Patagonia Brauerei (lecker 😊) bevor wir zu unserm Auto auf einem Parkplatz am Meer zu den vielen anderen Overlandern (viele Südamerikaner) zurückkehrten. Von Nachtruhe war allerdings, wie schon auf IOverlander angekündigt, nicht zu denken. Einige Einwohner brausten mit aufheulenden Motoren die Straßen auf und ab.

Morgens machten wir uns auf zum knapp 20 Kilometer entfernten Terra de Fuego NP. Hier waren wir erfolgreich beim Hineinschmuggeln von Snoopy. Bei der Passage am Ranger am NP-Eingang wurde er temporär ins Badezimmer bugsiert. Eine gut 8 Kilometer Wanderung durch den Wald brachte uns zu einem Aussichtspunkt auf den Beaglekanal, benannt nach dem Schiff von Darwins Schiff, der Beagle. Leider haben wir trotz intensiven Suchens keine Beagle mehr gesehen … Wir haben unseren südlichsten Punkt am Ende der Ruta 3 erreicht, ab jetzt geht es bis Peru erst mal nur weiter in Richtung Norden. Die Nacht verlebten wir im Nationalpark, wo man nach Registrierung kostenfrei nächtigen darf. Nach einer traumhaft stillen Nacht im Wald sowie 4°C Außentemperatur ging es zügig zum Grenzübertritt; unsere Schmuggelkünste sind mittlerweile gut entwickelt. 😉Mit u.a. über 80km Schotterpiste durch schöne Küstenregionen und mit erneuter längerer Fährpassage ab Porvenir ging es wieder über die Magellanstraße Richtung südamerikanisches Festland in Punta Arenas/Chile.

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