#42 – Insel Chiloe & Nord-Patagonien

Die fast 10-stündige Fährüberfahrt von Chaiten nach Puerto Montt/Chile, irgendwo muss man aufs Schiff, da die Carretera Austral im bergigen Regenwald nicht durchgängig ist, war tierisch. Wir standen im offenen Heck der Fähre und vor uns standen um die 200 Rinder, dicht an dicht in nach oben offenen Containern auf LKWs gedrängt. Zum Glück war der gewaltige Schiffsmotor noch lauter als das Bullern, Kratzen, Schaukeln und Muhen der Tiere in ihren Stahlgehäusen.

In Puerto Montt fuhren wir umgehend auf die Panamericana auf. Diese ist hier eine mautpflichtige ausgebaute 4-spurige Autobahn. Kurz darauf erreichten wir die Ablegestelle, wo uns eine kleine Fähre in knapp 30 Minuten über den Pazifik auf die Insel Chiloe brachte.

Alles, was im Reiseführer beschrieben wurde, traf tatsächlich auf Chiloe zu. Es ist ein ganz eigener Kosmos. Alles ist grün, bewaldet, hügelig, abwechslungsreich, dichter besiedelt und sehr kultiviert. Etwa 2 Stunden fuhren wir über die Insel bis Quellon. Dort endet bzw. nullt die Panamericana. Der abgelegene Punkt direkt am Pazifikstrand eignete sich vorzüglich als Nachtplatz. Am nächsten Morgen nahmen wir das Inselinnere in Augenschein; wir fuhren nordwärts. In der Inselhauptstadt Castro durchfuhren wir zunächst die Hauptstraße. Buntes treiben, Musikanten und Sonne begrüßten uns. Die bunten Palafitos (Stelzenhäuser am Meer) waren so gebaut, dass die Boote direkt unter den Häusern befestigt werden konnten. Auf der anderen Häuserseite waren sie ebenerdig zur Straße. Auf dem Rückweg hatten wir uns noch eine der vielen unter UNESCO-Weltkuturerbestatus stehenden Holzkirchen aus Alerceholz ansehen wollen, leider hatte diese geschlossen. Wir konnten nur einen kleinen Blick durch die Fensterscheiben erhaschen. Dafür gab es in einem Cafe in unmittelbarer Nähe leckeren Kuchen und Getränke.

Um wieder zum südamerikanischen Festland zu gelangen, musste wieder die Fähre zurück genommen werden. Wie gewohnt fuhren wir an der LKW-Schlange vorbei. Leider durften wir alles wieder rückwärts zurückfahren, hier gab es eine andere Regelung. Es dauerte ewig oder etwa 45 Minuten, bis Bewegung in die Schlange kam und wir wieder auf einer Fähre standen. Die Überfahrt dauerte knapp 30 Minuten und auf dem Festland fanden wir in der Dämmerung einen ruhigen Platz am Meer. Morgens konnten wir Männer bei Ebbe beim Harken von grünen Algen beobachten. Eimerweise trugen sie die grünen Blätter zum Auto. Über die Panamericana erreichten wir Frutillar, eine von deutschen Einwanderern geprägte Kleinstadt. Im Jahre 1852 kamen um die 220 deutsche Einwanderer hier an. Durch den wunderschönen Ort bummelnd, entdeckten wir die Deutsche Schule, Cafes, die „Kuchen“ anboten, die Winterreise von Schubert als Plakatankündigung, vielerorts „Nestle“-Schilder, ein Kuckucksuhren-Haus, den Club Aleman, Häuser in bayrischem Stil mit Namen wir „Wolfgang-Amadeus-Haus“, „Südtirol“ und eine Lutherkirche. Frutillar liegt malerisch am See, gegenüber dem Vulkan Osorno. Bei sonnigem Wetter ging die Reise weiter um den See auf den Vulkan. Dort, in 1100 Meter Höhe, genossen wir den Ausblick auf den eingeschneiten sowie teilweise sogar vergletscherten Vulkankegel (2600 Meter) und den See. Nach Sonnenuntergang mussten wir leider diesen magischen Ort verlassen und fanden einen Nachtplatz am Fuße des Vulkans in Hörweite eines breiten Flusses.

Nach einer erfrischenden Dusche in der Natur bereiteten wir den nächsten Grenzübertritt nach Argentinien vor. Die chilenischen Grenzer interessierten sich diesmal nicht, wie erwartet, für das Innere unseres Reisemobils. Um die argentinische Grenze zu überschreiten, lag eine 40 km lange Bergstrecke durch abgestorbene silbrig-weiße Wälder vor uns. Bei der Migration für uns und Snoopy ging es zügig, für die Zollpapiere des Autos standen wir gut 45 Minuten in einer Menschenschlange aus mehreren Reisebussen an. Niemand schaute sich jedoch das Auto und den Hund an.

Durch den Nationalpark an 7 Seen entlang, eigentlich eine sehenswerte Strecke, ließ uns das Wetter im Stich. Teilweise wolkenverhangen und mit Schauern durchzogen erreichten wir (San Carlos de) Bariloche. Hier erwartete uns die „Schokoladenhauptstadt“. Überall wurden Schokoladenprodukte angepriesen, in kleinen und großen Läden und Cafes, überall lauerte frisch produzierte Schokolade. Wir haben eine kleine Portion gekauft und probiert. Verwöhnt wie wir sind, hatten wir anderes erwartet, genau wie beim Ort. In der MAMUSH-Hausbrauerei genossen wir frischgezapftes Bier als Absacker.

Bei weiterhin beständig bedecktem Himmel erreichten wir San Martin de los Andes. Schockverliebt bummelten wir durch diesen Skiort, der mit vielen Holzhäusern und gepflegten Vorgärten ins Auge stieß. Keine Hochhäuser, wenig Steinhäuser, dafür ganz viele Holzbauten. Ein Manko hatte unser Nachtplatz, zwar direkt am Wasser und kostenfrei, aber uns ereilte ein Déjà-vu.  Nachts rasten hormongesteuerte Menschen auf ihren Motorrädern durch die Straßen und auch Schüsse waren durch die Tallage weit zu hören.

Auf unserer Bucket List standen noch eine Wanderung auf den Vulkan Lanin an, doch wer wandert schon gerne bergauf, wenn keine Sicht ist. Bedauerlicherweise strichen wir unser Vorhaben und näherten uns dafür nun zügiger in den nächsten Tagen unserem nächsten Ziel dem Wasserfall des Rio Agrio.  

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