#45 – Vom felsigen roten Nationalpark Talampaya bis zu den großen Kakteen im Nationalpark Los Cardones

Vom Provinzpark Ischigualasto war es knapp eine Stunde Fahrzeit zum Nationalpark Talampaya. Gegen 18.00 Uhr kamen wir auf dem großen Parkplatz mit Übernachtungsmöglichkeiten am Rangerhäuschen an. Etliche Camper standen schon dort und bereiteten ihr Abendessen bei lauter Musik vor. Nach einer erfrischenden Dusche, durch Solarkraft erwärmtem Wasser, beendeten wir den Tag. Morgens früh buchten wir unsere Tour durch den Park. Um 10.15 Uhr ging es mit einem 4×4-Bus durch die große Schlucht. Zuerst hielten wir an Felsen mit Petroglyphen an, danach ging es weiter in den tiefen Canyon. Dieser besteht rechts und links aus 150 Meter hohen senkrechten vom Wind geformten Sandsteinwänden. An einer Stelle versammelten sich alle Besucher unserer Tour und riefen auf Kommando einen spanischen Satz. Das Echo war 4 x zu hören. Anschließend war hinter unserem Tourbus ein kleines Buffet mit Sekt, Suppe und Fingerfood aufgebaut. Unglaublich dekadent in dieser bizarren Landschaft. Aber lecker! Teilweise saßen wir auf dem offenen Overdeck des Tourbusses und hatten eine fantastische Sicht auf die Felsen. Nächster Halt war die „Kathedrale“, die direkt an die La Sagrada Familia von Gaudi in Barcelona erinnerte. Ein weiteres Highlight war eine Felsformation „Schildkröte“ sowie der „Turm“. Trotz der ähnlichen Felsen und Farben war es doch irgendwie anders und beide Parks hatten sich zu unserer vollsten Zufriedenheit gelohnt. Nach unserer 3,5-Stunden-Tour bunkerten wir noch Frischwasser und weiter ging es nach Norden ins Vallecito Encantado.

Dort steht eine natürliche Felsformation in Form des FIFA-Weltpokals. Doch vorher drehten wir um, da ein heftiger Sandsturm auf uns zukam und uns sowohl durchschüttelte als auch teilweise die Sicht nahm. Zurück in Villa Union, wo wir in einem kleinen Waldhain mitten im Ort geschützt die Nacht verbrachten. Wir folgten der Ruta 40 nach Norden, schwenkten dann auf die 78 und fanden in Tinogasta endlich eine Wäscherei, die nicht draußen in der staubigen Luft trocknete. Bei 36 Grad tobte auch am kommenden Tag – nach weit mehr als 200km – immer noch ein Sandsturm. Während wir meistens in der Wäscherei nach Gewicht bezahlten, wurde diesmal nach Wäschestücken abgerechnet. Pro Stück umgerechnet 0,30 Cent. Auf unserer Weiterfahrt hielten wir bei der Bodega Don Diego. Dort machten wir eine kleine Weinprobe mit 6 verschiedenen Weinen. Es gab Malbec, Syrah, und Syrah Negro und verschiedene Cuvees. Einfach köstlich und so nahmen wir 4 Flaschen mit. Manchmal muss man ja auch mal etwas essen. Wir freuten uns auf ein besonders angepriesenes Lokal, dies hatte leider geschlossen, also selber kochen.

Für den kommenden Tag hatten wir den Balcon de Pissis auf unserer Liste. Gespannt, ob die Route noch befahrbar oder bereits wegen Schneefall geschlossen ist, machten wir uns auf den Weg. Nach wenigen Kilometern stoppten wir noch am Canyon del Inca, um diesen zu Fuß zu erkunden. Einige Motorradfahrer gaben uns dort den Hinweis, dass der Balcon de Pissis (4700m hoch) heute geschlossen sei. Aber Versuch macht klug, den 3 Tage zuvor waren andere Overlander dort gewesen. Bei strahlend blauem Himmel fuhren wir immer höher durch knallfarbene Lavafelszüge. Auf der Nebenstraße zum „Balcon“ ging es erst über 4580 Höhenmeter, dann wieder runter auf 4200 Metern zu einer Lagune. Dort lag noch stellenweise Schnee. Während wir noch die Flamingos in der teilweise vereisten Lagune beobachteten, setzte der Schneefall ein. So fuhren wir zurück, ab 4100 Meter war wieder strahlend blauer Himmel und über 20 Grad. In einem einfachen Restaurant in Fiambala stärkten wir uns. Die Nacht verbrachten wir an einem Schwimmbad in der Nebensaison (ohne Wasser), so waren wir am nächsten Morgen in direkter Nähe der magischen Düne. Diese liegt versteckt zwischen Schotterhügeln; im Endeffekt ist es ein Dünenkamm von 90 Metern Höhe. Um auf die Ruta 40 zu kommen mussten wir wieder ein Stück zurückfahren und stoppten in Tinogasta um unsere Wäsche abzuholen. Dort öffnete uns leider niemand, denn auch hier ist der 1. Mai ein Feiertag. In Südamerika haben nichtstaatliche Stellen geöffnet an Feiertagen. Um an unsere Wäsche zu kommen, versuchten wir den Kontakt über WhatsApp und Telefon, ohne Erfolg. Danach fragten wir alle erreichbaren Nachbarn, ob sie wüssten wo wir die Wäschereileute erreichen könnten. Einw Frau erklärte uns, sie würden eine Straße weiter in einem Apartmenthaus wohnen. An diesem Haus angekommen, konnten wir nur Nummern aber keine Namen finden. Ein Bewohner kam heraus, kannte aber die Familie nicht und so zogen wir unverrichteter Dinge wieder zurück zum Haus der Wäscherei. Christian befragte dann weitere Nachbarn mit Händen und Füßen (mangels Spanischkenntnisse). Alles blieb ohne Ergebnis. Erst als ein Auto von einem Sozialdienst eine alte gegenüber wohnende Frau absetzte, tat sich etwas. Der Fahrer hatte eine Idee und vertröstete uns – so interpretierten wir sein Spanisch. Nach knapp 30 Minuten lieferte er die Lavanderia-Dama an  und wir konnten endlich nach über 2 Stunden Warterei unsere Wäsche in Empfang nehmen.

Wir folgten der Ruta 40 und hielten an einem Sportkomplex in Belen. Dort verfolgten wir im Internetradio das BVB-Spiel gegen Paris und genossen den Sieg bei Lagerfeuer und darüber gegrillten Chorizios. In der Nacht wurden wir wissentlich eingeschlossen und bekamen Besuch von Pferden am Womo. Unser nächster Halt war die schöne Kolonialstadt Cafayate, wo es an die 50 Bodegas/Weingüter gibt. In der noblen Bodega Piatelli kosteten wir Grand Reserva Malbac.  Nach einem Ortsbummel zogen wir uns später in die kühlen Weinberge zurück.

Am Nächsten Morgen lockten uns wieder die Felsen. Es ähnelte mal wieder Utah. Unzählige Stopps und Kurzwanderungen unternahmen wir, um die benannten Formationen zu besuchen & bestaunen; Los Colores, Obelisc, Anfiteatro & Garganta del Diabolo. Das ganze rote Schluchttal heißt Quebrada de las Conchas. Jutta tat noch zwei gute Taten. Sie erwarb einen schönen Halsschmuck, der die Kasse der jungen Künstlerin klingen ließ und sie zum Strahlen brachte. In freudiger Erwartung auf eine Furtquerung an der Ruta 44, durch den Rio Calchaqui, waren wir enttäuscht. Gerade mal die halben Reifen wurden nass und es fuhren sogar PKWs durch. Wieder auf der Ruta 40, die ab nun nordwärts keinen Asphalt mehr hat, näherten wir uns auf Sand- und Felspisten der Quebrada de las Flechas. Auf der Suche nach einem Wind- und Staubfreien Nachtplatz gruben wir uns im losen feinen Sandkiesgemisch ein. Dank der vier Sandbretter, Routine und Teamwork kamen wir rasch wieder raus.

Morgens hatte Christian bei der Zubereitung des Frühstücks, den Plastikgreifer zu dicht am Herd. Er brannte & schmolz vor sich hin ☹. Am Straßenrand stand ein defekter PKW mit niederländisch-britischen Reisenden und ein weiteres bereits angehaltenes Auto eines deutschen Paares. Wegen fehlendem passendem Werkzeug kamen sie nicht weiter. Da konnte Christian dann mit dem passenden Werkzeug die gute Tat des Tages vollbringen. Jutta träumte von leckeren Tapas. In einer kleinen sehr abgelegenen urigen Finca mit Hotelbetrieb und Weinherstellung bekamen wir dann eine exquisite argentinische Tapasplatte sowie einen in Fässern gereiften, trockenen Torrontes-Weißwein. Was für ein Tag! Gestärkt führte uns der Weg nach Chachi. Nach einem Bummel durch den pitoresken kleinen Kolonialort sind wir abends in den Nationalpark los Cardones in die Höhe gefahren. Unser Nachtlager war in einer Höhe von 2980 Metern. Jutta hatte erste Höhenbeschwerden und fand wenig Schlaf, obwohl es windstill, ruhig und rundum voller Kakteen war. Nach gefühlt ewigen Zeiten eine windstille Nacht; nicht mal Fliegen gab es. 😊

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