#46 – Der hohe tropische Norden Argentiniens

Wir verließen die 3000-Meter-Höhe mit den Kakteenfeldern. Unterwegs stoppten wir an einem Mirador mit einigen Verkaufsständen der Einheimischen. Nach einer kleinen Verkostung der angebotenen Lama-Salami, Ziegenkäse und Schinken, entschieden wir uns für die Wurstangebote und frischem Brot.

Nach einem superleckeren Frühstück ging es weiter runter und wir ließen Salta zunächst links liegen. Wir orientierten uns zum kleinen Weiler El Bordo. Dort interessierte uns die Finca El Bordo las Lanzas, die 1609 gegründet worden ist. Für argentinische Verhältnisse steinalt, sie ist sogar eine der ältesten Argentiniens. Das unscheinbare Tor am Eingang war fest verammelt und wir wollten eigentlich schon weiter. Doch Christian ließ nicht locker und siehe da, der Verwalter mühte sich zum Tor. Da er kein Englisch sprach rief er kurzerhand den Besitzer per Handy an und Christian organisierte uns einen herrlichen Nachtplatz auf diesem edlen und ruhigen Anwesen. Der Angestellte zeigte uns das riesige Gelände samt Pool. Am nächsten Morgen streiften wir durch das große Areal und durften das ganze Haus besichtigen. Der Besitzer erzählte noch einiges zum Anwesen und beantwortete alle unsere Fragen; er baut u.a. auf 2500 ha auch Tabak und Wein an. Neben Zimmern und Frühstück konnten auch Ausritte in Anspruch genommen werden. Die auf der Finca lebenden 4 Tucane suchten wir allerdings vergeblich. Nach dem Auffüllen unseres Wassertanks verließen wir diesen herrlichen Ort Richtung Norden. Es ging nun stetst in die Höhe und auch der Wendekries wurde erreicht. Nun waren wir in den Tropen. Durch die Höhe war dieses aber nicht auf den ersten Blick wahrnehmbar. In Purmarmarca stand der 7-farbige Berg auf unserer Liste. Schnell fanden wir einen ruhigen Platz und durchstriffen den kleinen Ort, der nur aufgrund des 7-farbigen Berges durch Tourismus aufblüht. Morgens in aller Frühe pilgerten wir zu einem kleinen Berg von wo aus wir auf den Sonnenaufgang erwarteten um die völlige Entfaltung des Farbspektakels am gegenüberliegenden 7-farbigen Berges zu erleben.

Um noch eine Steigerung zu erleben machten wir uns auf den Weg nach Hornocal, um den 14-farbigen Berg zu bestaunen. Schon der Weg dorthin war sensationell, über geschotterte Wege und oftmals nur im ersten Gang klommen wir auf über 4530 Meter hoch. Der Wind blies heftig über die Landschaft, die Luft war dünn, jede schnelle Bewegung atemraubend. Selbst unser Snoopy verfehlte die Stufe zur Kabine, denn auch er war kurzatmig. Erstmals sahen wir Vincunas wieder. Der 14-farbige Berg zeigte sich im Sonnenlicht und neben dem Berg wurden auch wir zum Objekt der Begierde. Viele Touris (Franzosen, Deutsche), die meist mit Leihwagen angereist waren, fragten uns, wie wir hergekommen wären.

Um eine angenehmere Nachtruhe zu haben, fuhren wir wieder runter nach Humahuaca auf nur noch 2994 Meter Höhe. Weiter am nächsten Morgen Richtung Bolivien kauften wir noch schnell frisches Brot. Auf dem Weg ins argentinische Valle de Luna (Tal des Mondes) sahen wir die ersten Lamaherden. Im Gegensatz zu den Guanacos und Vincunas waren die Lama neugierig und äußerst fotogen mit ihren bunten eingeflochtenen Wollfäden an den Ohren, am Hals und Rücken. Die Weiterfahrt auf der Ruta 40 wurde anspruchsvoll und beschwerlich. Die Strecken auf denen die Mienenfahrzeuge verkehrten waren gut befahrbar im Gegensatz zur übrigen Strecke. Diese war geschottert, tief und quer durchfurcht, mit Sandpassagen, dicken Felssteinen und trockenen Flusspassagen. Für Christian war der Material- und Fahreinsatz lohnenswert …. Die folgende Nacht verbrachten wir im benachbarten Cusi Cusi auf über 3700 Metern Höhe und prompt hatten wir nachts Frost. Die Rückfahrt morgens war ebenfalls sehr anspruchsvoll, aber diesmal zeigte sich die Natur von ihrer besten Seite. Eine sensationelle Bergwelt (trotzdem & natürlich Ruta 40) und unzählige Lamas begleiteten uns bis nach Susques, zu einer Tankstelle, die leider keinen Diesel für uns hatte.

Da wir noch genügend Reserven hatten fuhren wir weiter nach Salinas Grandes. Direkt durch die Salinenfläche, einem trockenen Salzsee, führt die Straße. Im Tagebau wird dort Salz abgebaut. Ein schöner ruhiger Ort für unsere Übernachtung. Morgens vor den Touribussen legten wir wieder den Gang ein und umfuhren den Salzsee in Richtung San Antonio de los Cobres. Natürlich wieder Piste! Christian hatte sich in den Kopf gesetzt auf den höchsten befahrbaren Pass Südamerikas zu fahren, Abra del Acay 4895 Meter!!! Obwohl er so hoch ist, findet sich weder Schnee noch Eis aufgrund der Trockenheit. Rocky hat es bravorös geschafft – trotz Dieselpartikelfilters!!! Oben angekommen windete es heftig und kalt. Ein kleiner Fuchs umschlich sofort unser Auto wohl in der Hoffnung auf Futter. Gar nicht scheu ließ er sich in allen Positionen fotografieren. Gefüttert haben wir ihn aber nicht! In unter 4000 Metern hatten wir ein leckeres Abendessen in einem einfachen Restaurant in San Antonio, Lamasteak für Christian und Lomo für Jutta, einfach köstlich.

Für Männer haben Eisenbahnen in jedem Alter eine ganz besondere Anziehungskraft. So verwundert es auch nicht, dass wir wieder eine dirty Strecke (auch wieder Ruta 40!) zum Viaduct Polvorilla in Angriff nahmen; war auch auf 4200m Höhe. Dort fährt an einigen Tagen ein Zug über den Viaduct (64 Meter hoch und ca. 220 Meter lang, 1929-1934 erbaut) verweilt eine Zeit und setzt seine mit Touristen und Zugverrückten vollbesetzten Waggon rückwärts wieder die Heimreise an. Wir setzten unsere Reise weiter ins Tiefland (1200 Meter) Richtung Salta fort. Besonders Jutta freute sich auf die kommenden Nächte ohne Atembeschwerden.

Eine Antwort auf „#46 – Der hohe tropische Norden Argentiniens

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  1. Hallo, ich bin begeistert. Wunderbarer Reisebericht. Jeden Meter in der Höhe kann ich gut nachvollziehen. Bin ich doch vor Jahren von La Paz in die Jungas gefahren. Der Pass, vor der gefährtlichsten Straße der Welt, war auch etwa 4.800 m hoch. Weiterhin viele Erlebnisse und tolle Reiseberichte

    Horst

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