#47 – Von Salta in die chilenische Atacama-Wüste

Der Ausflug zum Berg Abra del Acay hatte dem Rocky und der Kabine nicht gutgetan. Daher kürzten wir die Strecke ab und fuhren direkt ins Tiefland nach Salta. Über die Ruta 51 ging es stetig abwärts und wir passierten die besonders sehenswerte Quebrada del Torro mit ihren bizarren Fels- und Gesteinsformationen. Die Oberfläche hatte auch hier wieder die verschiedensten Farben zu bieten. Viele geparkte Autos am Straßenrand, jede Menge Menschen und Zelte ließen uns langsam werden. Wir parkten den Rocky am Straßenrand und liefen auf einen gemauerten Platz zu, der als Arena diente. In der Arena befanden sich zwischen 20 – 40 indigene Männer in Rodeokleidung. Abwechselnd in kleinen Trupps versuchten sie in die Arena getriebene Rinder einzufangen. Sie stellten sich dabei sehr amateurhaft an, denn nur ca. jeder 20. Lassowurf war ein Treffer. War ein Rind gefangen, wurde es durch Manneskraft auf die Seite geworfen und von einem herbeieilenden Mann mit Brenneisen gebrannt. Die Brandwunde wurde anschließend mit Sand verschlossen und einige Frauen rannten herbei und banden bunte Bänder in die Mähne und das Fell. Alles wurde von einem Mann auf einer Tribüne lautstark über ein Megaphon a la Kirmes kommentiert und von den umstehenden Menschen beklatscht und bejubelt. Bei der Weiterfahrt war oft der Straßenasphalt überdeckt mit Schotterströmen, wir nehmen an, es waren Bergabgänge und Erdrutsche.

Am Abend in Salta angekommen speisten wir eine Kleinigkeit und fanden einen Nachtplatz am Museum. Morgens fuhren wir zum Camping Municipal (städtischer Campingplatz), eigentlich ein städtisches Freibad, derzeit ohne Wasser mit Campingmöglichkeiten. Da unsere Kabine offensichtlich nicht mehr so aufsaß wie sie sollte, bockten wir sich kurzerhand ab. Schnell fand Christian die schadhaften Stellen.

Doch zunächst wollten wir noch Christians Ehrentag mit einem Bummel durch Salta und einem leckeren Essen begehen. Beim Bummel trafen wir auf Tom und Dagmar aus ( sie reisen mit einem OMAN-Kabinenkamper) Bayern, die uns ein fabelhaftes Restaurant empfahlen. Dort angekommen um 15.55 Uhr wurde uns das Essen allerdings verweigert, da sie um 16.00 Uhr schließen. Alles gebettel half nichts, wir suchten uns ein andere Parilla (Grill). Auf dem Weg dorthin, liefen wir zum Platz des 9. Julis, dieser ist mit Araukarien, Palmen, Springbrunnen, Denkmälern und vielen Bänken geschmückt. Rundum stehen prächtige Bauten, die Kathedrale, Hotels und repräsentative Gebäude. Schlussendlich fanden wir in einer zentralen Parilla noch leckere Speisen und guten trockenen Weißwein (Torrontes). Zurück am Campingplatz ließen wir noch mit Tom und Dagmar den Geburtstag gesellig bei uns im Rocky ausklingen.

Am Montagmorgen brachten wir den Rocky zu VW, leider konnten sie uns nicht weiterhelfen, nannten uns aber die Adresse von der Werkstatt des Taller Daniel, der oft etwas für VW repariert. Auf dem Weg zu ihm ließen wir unseren Dreckspatz noch an einem Waschplatz von Hand säubern. Bei Daniel angekommen, inspizierten sie den Schaden, er sagte zu, den Schaden schweißen zu können und dass es einige Tage dauern würde. Mit einem Taxi ging es dann zurück zu unserer abgestellten Kabine auf dem Campingplatz. Da Christian für einige Tage zurück nach Deutschland flog, passte alles ganz gut ins Konzept. Jutta versuchte derweil die Papiere für die Hunde-Einreise nach Chile und Bolivien zu bekommen, was sich als Herausforderung herausstellen sollte. Zunächst musste ein Tierarzt mit Snoopy aufgesucht werden. Dieser sollte den Hund und die Papiere checken und ein Certificat de Salud für die SENASA ausstellen. Der Tierarzt bat Jutta am Abend wieder zu kommen, dann hätte er das Formular. Am Abend war die Tür allerdings verschlossen und kein Tierarzt zugegen. Am nächsten Morgen dann ein neuer Versuch. Das einseitige Formular ausfüllen dauerte dann 40 Minuten und für die beiden Posten: Formular ausfüllen – 18 Euro – und Frontline (Parasitenmittel) – 7 Euro – suchte er nach einem Taschenrechner ☹, derweil hatte Jutta ihm das Geld schon passend hingelegt. Dann mit den Papieren zur SENESA. Die nette Beamtin erklärte Jutta, dies sei das falsche Formular. Außerdem müsse ich mit den Rechnungen der SENASA zu einer staatlichen Einzahlungsstelle, da sie kein Geld annehmen dürfe. Also in Salta um 11.00 nach einem neuen Tierarzt gesucht, SENASA schließt um 13.00 Uhr. Der erste Tierarzt machte erst wieder um 17.00 Uhr auf, den nächsten gab es seit geraumer Zeit nicht mehr und ein dritter war am anderen Ende der Stadt. Mit dem Taxi dorthin, wo es dann auch endlich geklappt hat. Nur hatte die SENASA mittlerweile zu. Am nächsten Morgen war dann auch eine Rapi-Pago (Einzahlstelle) in einem Supermarkt gefunden. Nur nahmen sie keine ausländischen Devisen an. Gottseidank aber die Kasse am Supermarkt. So konnte dann doch noch die Rechnung der SENASA beglichen werden und mit einem UBER zur SENASA die bereits vorgefertigten Dokumente gegen die Einzahlungsbelege ausgetauscht werden.

Am Samstag Morgen war es dann soweit, Christian montierte die Kabine wieder auf die Instand gesetzte Pritsche, wir füllten unsere Tanks und bezahlten die doch größer gewordene Taller-Rechnung; Christian hatte ja frische Devisen dabei.

Endlich konnte die Reise weitergehen. Nach einem Auffüllabenteuer an der Gasstation, eine megalange Auto- und Menschenschlange war zu überstehen, bekamen wir noch unsere Gasvorräte aufgefüllt. Zwischendurch hatte Christian einen leichten Schock, denn die gefüllten 30 Kilo-Gasflaschen wurden von den Mitarbeitern einfach zu Boden fallen gelassen.

Als Abschied von der argentinischen Küche gönnten wir uns zum Frühstück (nach 12.30 Uhr) in einem argentischen Parilla-Restaurant ein Asado-Frühstück. Jutta u.a. ein Steak von 350 Gramm und Christian u.a. ein 500 Gramm Steak. So gestärkt begaben wir uns auf die Fahrt Richtung chilenische Grenze. Nach einer bewölkten und kühlen Woche fiel der Abschied von Argentinien nicht schwer. Unser Nachtlager wählten wir mit Vorsicht bzgl. der Höhe und der damit verbunden Komplikationen nordwestliche von Purmamarca in einem trockenen Flussbett auf etwa 2600 Meter Höhe. Morgens starteten wir unsere Fahrt Richtung Chile über die asphaltierte Ruta 52 an einigen ausgetrockneten Salzseen vorbei. Um 12.45 Uhr standen wir an der Grenzstation Jama zur Einreise nach Chile und fuhren in eine wartende Autoschlange, rechts die LKW und links die Busse & PKWs.  Nach einiger Zeit, als sich nichts in der Schlange tat, checkte Christian die Lage. 

Nach Auskunft war die Grenze derzeit wegen Schneefall auf der Fahrbahn (die Strecke geht auf über 4800 Meter Höhe) gesperrt. Neue Nachrichten sollten um 16.00 Uhr kommen. Diese Nachrichten kamen auch, waren aber für alle Wartenden unerfreulich. Die Räumarbeiten/Sperrungen würden noch bis mindestens morgen 9.00 Uhr andauern.

Wie gut, dass wir Wasser, Gas, Diesel und Lebensmittel gebunkert hatte im Gegensatz zu vielen anderen Wartenden. Die von Jutta bereits vorgekochten und versteckten Mahlzeiten (Empanadas und Fleischsoße) haben sowohl uns als auch 2 Reisenden aus Dortmund (Andrea & Andreas) in einem gemieteten Pickup satt gemacht. Da Minusgrade zu erwarten waren, statteten wir unsere Dortmunder Reisenden mit dem Angebot in unserer Kabine zu übernachten bzw. wenigstens die Lammfelle und Decken mit ins Auto zu nehmen aus. Das Übernachtungsangebot bei uns in der Kabine nahmen sie dann beide erst um 3.15 Uhr in der Nacht völlig durchfroren an, bis dahin hatte ihr Stolz im Wege gestanden. Morgens um 8.00 Uhr bei minus 8 Grad und Sonnenschein gab es Kaffee und wir stellten uns wieder in der Schlange der wartenden Reisenden an. Um kurz nach 9.00 Uhr ging der Grenzverkehr dann endlich los. Da wir ziemlich weit vorne in der Schlange waren, war nach rund 70 Minuten an den vollen Schaltern sowohl die Ausreise aus Argentinien als auch die Einreise nach Chile passe. An einem traumhaften Ort mit Blick auf einen Salar frühstückten wir und nahmen die Weiterfahrt zum Campingplatz Andes Nomad Desert Camp (2418 Meter), bei San Pedro de Atacama, der trockensten Wüste der Welt, vorbei an ständig wechselnden Felsformationen, Vulkankegel (inaktiver Vulkan Licancabur, 5920 Meter) und verschneiten Berggipfeln auf. Zwischendurch überfuhren wir kleinere Eisfelder und Schneeverwehungen auf der Straße.

Auf dem Campground waren etliche Overlander auch aus dem europäischen Raum versammelt. Abends saßen wir gemütlich mit vielen Geschichten und Erlebnissen am Lagerfeuer. Morgens bei Sonnenschein endlich mal wieder draußen gefrühstückt, die outdoor-Waschmaschine benutzt und anschließend duschen …. Allerdings ging nur das brüllheiße Wasser und dies auch nur kurze Zeit. Die Hauptleitung war geplatzt …

2 Antworten auf „#47 – Von Salta in die chilenische Atacama-Wüste

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