Vom bolivianischen Altiplano in den Norden Chiles

Vorm Frühstück auf dem Salzsee Uyunis suchten wir eine Waschanlage für Autos auf. Leider war die Familie noch im Bett als Christian sie gegen 8 Uhr a Sonntag Morgen herausklingelte. Wir mussten 20 Minuten warten, bis die Anlage enteist und betriebsbereit war. Zwischen Babyhunden und Hühnern hauste die kleine junge Familie in einem steinernen Haus (immerhin). Jutta verschenkte T-Shirts und Seife an die Frau, die sie dankbar annahm. Christian fuhr den Rocky auf eine Bühne aus Beton und so konnte die Wagen- als auch die Unterwagenwäsche starten.  Innerhalb von 15 Minuten waren wir wieder salzfrei, die Reinigung hat uns umgerechnet knapp 10 Euro gekostet und der Familie ein üppiges Einkommen beschert.

Richtung Oruro, eine lieblose Großstadt, änderte sich die Landschaft und wir waren erstaunt über die vielen Treckerfurchen auf den Äckern. Irre, was die Menschen in dieser Höhe (über 4000 Meter) der Landschaft abringen können. Die Nacht in Oruro war wie immer in der Höhe so lala, Atemprobleme und trockene Schleimhäute machten uns zu schaffen. Hauptzweck des Aufenthaltes in Ururo war der Besuch des Tierarztes für den Grenzübertritt zurück nach Chile. Tierarztbesuch, Bank und die Behörde haben „nur“ 7 Stunden in Anspruch genommen. Zunächst besuchten wir die Behörde, die statt wie angegeben um 8.30 Uhr, erst um 9.00 Uhr Empfang aufnahm. Macht ja nix, in der Zwischenzeit können wir ja mal quer durch die Stadt fahren um schon mal den Tierarzt aufzusuchen. Fehlanzeige, geschlossen, niemand öffnet und keine Reaktion auf unsere WhatsApp. Also wieder zurück zur Behörde. Vorbei an dem Polizisten der uns unfreundlich unsere Pässe abnahm. In einem Großraumbüro, die Trennwände bestanden aus Aktenbergen, gerieten wir an den lahmsten und unbeholfensten Beamten des Kontinents ☹. Eigentlich sollte er uns nur ein Formular aushändigen. Mit diesem mussten wir zur Bank um die anfallende Gebühr zu begleichen. Dafür mussten wir aber zunächst zu schlechten Konditionen Dollar in Bolivianos bei Bank Union tauschen. Dies drohte daran zu scheitern, dass unsere Personendaten für diesen Banktransfer nicht eingetragen werden konnten, denn das bolivianische Banksystem war nicht darauf eingestellt eine Buchstaben-Zahlen-Kombination des Passes einzutragen. Nachdem eine viertel Stunde lang drei Bankmitarbeitende den PC bearbeitet hatten, gab es eine Auszahlung. Jutta war mittlerweile beim Tierarzt im Wartebereich der mit hölle-lauter Musik beschallt wurde. Die eigentliche Untersuchung bzw. das Ausfüllen des Formulares war unterstützt durch mehrere Telefonate des Tierarztes relativ schnell erledigt. Nachdem Snoopy noch in den Genuss von 2 Spritzen kam, war mit 260 Bolivianos (umgerechnet über ca. 26 Euro) alles erledigt. Die Behörde hatte natürlich jetzt Mittagspause. Also nutzten wir die Zeit um bei einem Local-Lokal unser Mittagmahl zu uns zu nehmen. Auf der Tageskarte stand eine Suppe (mit Nudeln, Pommes! 😊 und einem Stückchen Fleisch, vermutlich war das Grünzeug Gras 😉), Fleisch, Reis und Salat sowie ein Getränk für zusammen 3,00 Euro !!!!

Dann ging es gestärkt zur Behörde. Der Beamte kam zu spät aus der Pause und brauchte exakt 53 Minuten für unsere 2 Din-A-4 Fomulare ☹! Tanken bei YPF zum Ausländerpreis (doppelter Preis), Luft auffüllen war nicht möglich, das Gerät hat uns die Luft geklaut, statt aufzufüllen… aber wir haben ja auch einen eigenen Kompressor an Bord. Durch die Bolivianische Ebene, dann über 4300 Meter hohe Bergpässe erreichten wir die bolivianisch-chilenische Grenzstation bei dunklen und eisigen Temperaturen. Gleichzeitig mit uns standen mehrere Busreisende in einer langen Schlange an. Endlich am Schalter angekommen erfuhren wir, dass wir falsch angestanden haben und wurden auf die andere Seite geschickt. Hier ging es relativ schnell und auch die Auto- und Hundeeinreise verlief zu unserer Zufriedenheit. Doof wurde es dann bei der Inspektion unseres Autos der SAG der Chilen. Wir kamen uns vor wie Schwerkriminelle. Alles am Auto musste geöffnet und ausgeräumt werden. Allerdings war der Lohn der Fahnder eine olle illegale Zwiebel 😉. Noch etwa eine Stunde fuhren wir, um auf niedere Höhen von etwa 3400 Metern zu kommen und konnten schon wesentlich besser schlafen.  Unseren Nachtplatz fanden wir auf einem groben Fußballfeld. Morgens ging die Fahrt über weitere 2000 Meter immer bergab, kein Gas, nur gelegentlich bremsen war nötig. Im Schatten des Giganten de Atacama, einem 86 Meter hohen Scharrbild nahmen wir unser Frühstück zu uns. Dieses Scharrbild wurde etwa 1000 – 1400 n.Chr. angelegt. Es gibt tausende davon, manche sind direkt von der Straße aus zu sehen. Von da aus fuhren wir nach Iquique auf Meereshöhe am Pazifik. Unser Hinterreifen hatte eine dicke Macke und Luftverlust. Um dieses zu beheben, suchten wir einen Händler namens SAFARI auf und bekamen für rund 230 Euro einen neuen Reifen montiert, da der Alte (eigentlich neue Reifen) irreparabel sei.

Anafi 1.8.2

Direkt am Meer neben etlichen anderen Overlandern nächtigten wir. Tagsüber bummelten wir durch das sehenswerte Städtchen Iquique und besuchten das ehemalige Casino Espanol de Iquique im sogenannten maurischen Stil, das heute ein hinreißendes Restaurant/Cafe ist. In der Sonne genossen wir ein Getränk und Jutta erstand in der Nähe eine irre Jeanstasche für kleines Geld 😉! Vorbei an historischen Häusern durch gepflegte Straßen mussten wir zu Fuß wieder zurück, da unsere beiden Handys vom vielen fotografieren platt waren (also konnten wir kein Uber rufen). Aber Umwege erweitern nicht nur die Ortskenntnisse, sondern führen auch unerwartet zu netten Restaurants. Christian genoss eine Portion Cheviche und Jutta ein Stück Käsekuchen 😉.

Wasser bunkern war eine Herausforderung, alle angegebenen Stellen an Tankstellen waren erfolglos. An der Marina wurden wir dann fündig. Im Dunkeln fuhren wir dann noch Humberstone, einer alten aufgegeben Salpetermienen-Stadt. Vorm Frühstück zogen wir dann mit Kamera und Handy durch dieses riesige Areal und bestaunten die kleine Stadt mit Kino, Schwimmbad, Schulen, Einkaufsläden und allerlei Handwerkseinrichtungen samt Öfen. 1960 wurde dieser Ort, weil er unwirtschaftlich geworden war, einfach aufgegeben. Von der Panamericana (Ruta 5) ein Stück westlich Richtung Pazifik, konnten wir in Caleta Vitaor einige Seehunde beobachten. Weiter ging es nach Arica, doch auf der Fahrt meldete sich indirekt der Keilriemen, denn er hatte sich aufgelöst. Alarmstufe Rot, den Wagen nicht aus machen und versuchen eine Werkstatt zu erreichen, keine leichte Aufgabe.

Die Sonne war bereits untergegangen und mit viel Glück fand Christian einen Ersatzteil-Händler für den Keilriemen. Einen 1:1 Ersatz gab es nicht, sondern nur einen unwesentlich längeren. Schwieriger war es jetzt noch eine Werkstatt zu finden. Der Wagen stand draußen mit laufendem Motor, nach einiger Suche in den umliegenden Straßen fanden wir einen Taller (Mechaniker) der noch willens war den Keilriemen umgehend einzubauen. Beim Einbau des Keilriemens stellte sich heraus, dass eine Umlenkrolle auch defekt ist; es war die Rolle, die wir erst kürzlich im März zu Beginn der Reise in Bahia Blanca (Argentinien) haben einbauen lassen. Also auf Morgen hoffen. Der Rocky parkte über Nacht vor der Werkstatt. Am nächsten Morgen klapperten der Werkstattbesitzer Richard und Christian erfolglos vier Ersatzteilhändler in der Stadt ab; europäische Autos sind selten, hier dominieren nur Wagen aus chinesischer, koreanischer, indischer oder us-amerikanischer Produktion! Schlussendlich orderte Richard das Teil aus dem nahen Peru und es wurde am gleichen Tag angeliefert. Am späten Nachmittag wurde es dann eingebaut; parallel dazu wurde auch unser Hinterreifen repariert. Hier wurde ein Riss in der Felge entdeckt und behoben. Kurz vor 18.00 Uhr konnten wir dann die Werkstatt verlassen und hatten für das morgige Champions-League-Spiel eine Einladung von Richard mit Essen erhalten. Am Strand stellten wir den Rocky neben einem anderen Amarok mit Kabine ab. Bis Mitternacht tobte noch normal das Leben mit allerlei Essensständen, Musik und sportlichen Angeboten, schließlich war es Freitag, also kein Wunder. Langsam schloss ein Stand nach dem anderen und wir hofften auf eine angenehme Nachtruhe. Aber weit gefehlt. Nach und nach kamen private Autos mit riesigen Lautsprecheranlagen im offenen Kofferraum ☹ und beschallten die umliegende Gegend im Wettstreit (<120dB). Unsere Kabine vibrierte, obwohl wir alle Luken fest verschlossen und uns ein Kissen aufs Ohr legten, es war kaum auszuhalten. Snoopy zitterte am ganzen Leib. Die Anzahl der lautstarken Autos nahm stetig zu. Entnervt fuhren wir nach 1.00 Uhr in der Nacht durch die endlose Schlange der Disco-Autos und fanden in einiger Entfernung einen ruhigeren Platz. Den Morgen starteten wir etwas später als sonst und brachten Snoopy ins Hundehotel für einige Tage, da wir um Mitternacht zur Osterinsel fliegen wollten. Danach kauften wir noch einige Getränke und machten uns auf den Weg zu Richard. Seine Werkstatt hatte er zu einem tollen Public-Viewing-Raum mit Tischen, Stühlen und einem riesigen Grill hergerichtet. Alle Mitarbeiter samt Familienanhang waren eingetroffen und zusammen fieberten wir (die einen für den BVB, die anderen für den unbedeutenden Gegner) dem Sieg entgegen. Richard hatte venezuelanisches Essen gezaubert und die Stimmung war toll. Naja, mit dem BVB-Sieg wäre sie noch toller gewesen ☹… Auf dem Weg zum Flughafen brachten wir unsere Wäsche noch zu einer Lavanderia und verbrachten die Stunden bis zum Einchecken in der Kabine auf dem Flughafenparkplatz. Um Mitternacht ging es dann endlich via Santiago zur Osterinsel.

Hinterlasse einen Kommentar

Erstelle eine Website oder ein Blog auf WordPress.com

Nach oben ↑

Erstelle eine Website wie diese mit WordPress.com
Jetzt starten