#50 – RAPA NUI – die Osterinsel im Pazifik

Die Anreise zur sogenannten Osterinsel war kein Spaziergang, schließlich ist sie die am weitesten vom Festland bewohnte Insel global gesehen. Die Europäer nennen sie Osterinsel, da sie Ostern 1722 von einem Holländer entdeckt wurde. Rapa Nui, so der wirkliche Name, hat lediglich eine Gesamtfläche von 71 Quadratkilometern; zum Vergleich, das ist ein Drittel des Dortmunder Stadtgebiets!

Der erste Flug von Arica nach Santiago dauerte zwar nur 2:40h, doch auf unseren Anschlussflug von Santiago nach Rapa Nui mussten wir satte 6 Stunden in der Nacht auf dem ziemlich belebten internationalen Flughafen warten. An Schlaf war kaum zu denken, höchstens mal ein Nickerchen auf der abgebügelten Wartebank. Um 9 Uhr hob der Flieger dann endlich nach Rapa Nui ab. Nach 5:20h landeten wir bei angenehmen 21°C. Zu Fuß schleppten wir uns zur etwa 2 km entfernten Unterkunft, unterwegs noch Kleinigkeiten eingekauft und dann etwas frisch gemacht. Langsam meldeten sich unsere Mägen, Hunger! Was liegt näher als Richtung Hafen zu gehen und nach leckeren frischen Fischgerichten zu suchen. Außer dem frischen Fisch, den es direkt täglich fangfrisch vor der Haustür gibt, muss aber alles andere vom Festland hergeschafft werden. Dementsprechend sind die Preise höher angesetzt. Die Palette von Meeresfrischen ist hier gewaltig und ebenso anders. Sehr häufig wird hier gelber Thunfisch gefangen, aber auch gerne Baracuda (Kanakana) und Merlin.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück pilgerten wir in den Ort um unseren Nationalpark-Eintritt in Höhe von umgerechnet 75 Euro p.P. zu bezahlen und nach einem englischsprachigen Guide zu schauen. Viele Sehenswürdigkeiten sind nur mit Guide und Registrierung möglich. Zunächst mussten wir entscheiden, ob wir einen Mietwagen und einen Guide dazu buchen oder einen Guide mit Auto. Wir entschieden uns für einen kleinen Suzuki Jimmy und dem englischsprachigen Guide Vetea. Buchten bei ihm eine abgespeckte Tour, denn einiges konnten wir auch alleine besuchen und einige Sachen interessierten uns nicht. Über die Südstraße fuhren wir mit Vetea, der ursprünglich aus Tahiti stammt, ungefähr 25 Minuten zum Steinbruch (Rano Raraku). Dort angekommen erklärte er uns einen großen geschichteten Steinhaufen mit Öffnungen. Dies war ein früherer Hühnerstall in dem die Tiere über Nacht eingesperrt wurden, um nicht von einem anderen Stamm gestohlen zu werden. Der Weg führte weiter hoch in den „Steinbruch“. Vetea zeigte uns die Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Moais, die im Bauchbereich nur bei Hinweisen zu entdecken waren. Die Frauen hatten, genau wie die Männer Tatoos, aber niemals im Nacken- sondern nur im Halsbereich. Die Moais wurden zu Lebzeiten der dargestellten Person angefertigt. Dies dauerte ungefähr 2 Jahre und ein weiteres Jahr, bis sie an ihrem Bestimmungsort per Palmenstämme und Öl angelangt waren. Interessant war noch die Information, dass sich bei den aufgestellten Moais ca. 1/3 Drittel im Erdreich befindet.

Insgesamt befinden sich heute noch 887 Köpfe auf der Insel; davon noch 397 im oder am Steinbruch. Ein Moai besteht aus mehreren Gesteinsarten. Der Torso aus Fels, der Hut aus Basalt, die Augen aus Koralle und Obsidian. Es waren keine Götter, sondern reale Menschen, Priester, Häuptlinge und andere bedeutende Frauen und Männer.

Nur wenige Meter entfernt lag Ahu Tongariki. Hier standen wir sogleich an dem Podest mit 15 aufgereihten Moais direkt am Meer, diese wurden von Archäologen aus Japan wieder errichtet. Nachdem wir unseren Guide Vetea wieder in den Ort gebrachte hatten, besuchten wir noch die traumhafte Badebucht Anakena.  Christian genoss noch ein Wellenbad an diesem tollen feinen Sandstrand mit Blick auf die schlanken hohen Palmen und vier Moais, bevor es wieder zurück ging.

Am nächsten Morgen machten wir uns nochmals (früh) vor Sonnenaufgang auf den Weg zur Moais-Gruppe bei Ahu Tongariki, um sie bei Sonnenaufgang im mystischen Licht mit vielen anderen interessierten Touristen zu bestaunen. Nach dem Frühstück nutzten wir unser Leihauto noch zu einem Ausflug auf den nahegelegenen Vulkankegel bei Orango; dieser liegt direkt am Meer. Allerdings waren wir nur Zaun-Gäste am Rand der angeschlossenen Ortschaft, die auch nur mit Guide zu besuchen erlaubt ist.  Bei der Abfahrt in den Haupt-Ort war der Hafen unser Ziel. In einem Cafe direkt am Meer machten wir einen Kaffee-Stopp und beobachteten Schildkröten im Wasser. Etwas weiter entfernt am Hafen kamen gerade Fischer mit ihren Fängen an. Die Beute wurde direkt vor Ort ausgenommen und filetiert. Die Reste gingen ins Wasser zu den dort bereits wartenden Carett- Schildkröten, die sich eifrig über die Fischabfälle hermachten. Das örtliche kostenfreie Museum lieferte uns noch einige interessante Hintergrundinformationen zur Entstehungs- und Besiedlungsgeschichte der Insel. Auf unserer weiteren Erkundungsfahrt entdeckten wir noch einen 4er-Riegel Moais und einen mit weißen Augen. Mittlerweile hungrig geworden, stärkten wir uns in einem Fischrestaurant mit einer Portion frischen Fischs. Besonders auffällig sind die riesigen Malvengehölze. Hibiskus wächst hier in allen erdenklichen Farben und dazu noch meterhoch. Ebenso die uns bekannten Weihnachtssterne, sie werden hier meterhoch.

In der Dämmerung gingen wir noch von unserer Unterkunft zu Fuß zum Meer, um den Sonnenuntergang zu genießen. Ein Band typischer Südsee-Wolken verhinderte allerdings einen schönen einsehbaren Sonnenabgang. Wir hörten lautes anhaltendes Hundegebell und sahen laufende Hunde. Eine Herde von über 20 Pferden schreckte auf und galoppierte über den Grasebene. Bald beruhigte sie sich wieder und graste friedlich im hohen Gras. Wir konnten direkt durch die Herde gehen und sogar einige Pferde streicheln, das war eine sehr idyllische Abendstimmung.

Nach dem Check-Out unserer Unterkunft Chez Jerome machten wir noch einen Schwenk am Hafen von Hanga Roa vorbei. Wie erhofft, trafen wir wieder auf Schildkröten, die im seichten Meereswasser auf Nahrungssuche waren. Vom Autovermieter aus, bummelten wir zu Fuß zum Flughafen; hier sind alle Wege kurz. Der Abflug verzögerte sich etwas, da unser Flugzeug nicht pünktlich eintraf. Das sogenannte Terminal ist skurril. Beim Einchecken wird zuerst das Gepäck gescannt, dann kommt der Schalter, wo es die Flugtickets gibt. Als dann endlich der Dorfpolizist eintraf konnte es auch zur Personenkontrolle und dann zum Wartebereich gehen. Dieser ist eine offene Säulenhalle mit einem grünen Palmengarten. Man darf bis zum Rollfeld gehen und nichts ist reguliert. Der spätere Abflug wurde aber über dem Pazifik locker wieder wett gemacht, da die zur Flugrichtung gegenläufige Erdumdrehung und Rückenwind für niedrige Flugzeiten sorgen. Nach 3:30h waren wir wieder in Santiago. Als wir von unserem Gate kamen, sahen wir zufällig ein Gate bei dem ein Flug von LATAM nach Arica eingecheckt wurde. Wir fragten, ob wir noch spontan mitkönnten, doch leider ging das PC-technisch nicht mehr. Hier fehlte uns das Glück. Durch die 2h Zeitumstellung war nun schon Abend und im Flughafen (nationaler Teil) gingen nahezu schon die Lichter aus. Mit Mühe bekamen wir gegen 22 Uhr noch ein Bier. Im Anschluss suchten wir uns ein warmes gerades Plätzchen, um ein wenig zu ruhen, denn unser Schlussflug startete erst um 4.33 Uhr. Im Morgengrauen kurz nach 7 Uhr kamen wir wieder in Arica an und legten uns noch einmal ins Alkovenbett. Nun fuhren wir in die Stadt zurück, um Snoopy aus seinem Hundehotel abzuholen. Hund muss man sein, wir hatten nur ein Bed & Breakfast. Mit Diesel gefüllt und vielen eingekauften Lebensmittel aus dem riesigen amerikanischen Walmart-Supermarkt (firmiert hier unter Lider) rollten wir zur nahen peruanischen Grenze.

Ein sehr modernes Abfertigungsgebäude empfängt uns, welch Kontrast zu unserer ersten Einreise nach Nordperu 2020, wo nur schrottreife Blechhütten vorhanden waren. Mit unseren Papieren unterm Arm stellten wir uns brav in der Schlange zur Personenausreise aus Chile an (Migraciones). Endlich an der Reihe belehrte uns der Beamte, natürlich auf spanisch ☹, wir sollten einen Laufzettel mitbringen, aber woher nehmen? Freundliche Chilenen halfen uns ein solches Formular zu bekommen. Auf ein Neues. Wieder Schlange. Der Beamte streicht so ziemlich alles durch, was Christian mühsam ohne Brille und mit den rudimentären Sprachkenntnissen eingetragen hat und seine Begeisterung steigt auch nicht, als wir einen „Slip des PDIs“ von Jutta nicht mehr vorlegen konnten. Dieser ist mit den Daten aus dem PC schnell kompensiert. Dann schickt er uns zur nächsten Schalterstelle. So durchlaufen wir sowohl die Ausreise aus Chile als auch die Einreise nach Peru. Im Nebenflur geht es dann zu den beiden Aduanas um das TIP (temporäre Einfuhrgenehmigung) für den Wagen zu bekommen Alles zügig und professionell; fast zu schnell für Südamerika. Jutta hat Bauchschmerzen, denn der Hund war weder beim Tierarzt noch besitzt er die notwendigen SAG-Gesundheitszertifikate, wir haben mal gepokert und auf die laxen peruanischen Kontrollen spekuliert. Leider sieht ein peruanischer SENASA-Mitarbeiter sofort Snoopy. Dieser erklärt uns dann unverzüglich, ohne Papiere keine Einreise. Ein weiterer Beamter kommt hinzu und mit Google-Übersetzer erklären sie uns das Prozedere – das wir ja innerlich kennen: Zurück nach Arica, einen Tierarzt aufsuchen, die Papiere bei der chilenischen SAG erledigen und dann wieder zur Grenze. Wir fragen, ob es zeitlich noch am heutigen Tag schaffbar sei. Der Beamte schüttelt den Kopf! Heute Nachmittag (Donnerstag) wohl kaum und morgen sei Feiertag, also erst wieder am Montag. Wir brechen innerlich (und äußerlich) zusammen. Verzockt könnte man sagen. Der Beamte spricht erneut mit seinem Vorgesetzten, kommt zurück zum Auto und fragt, wohin wir in Peru wollten und wie lange wir bleiben wollen. Nach unserer Antwort, etwa 5 Wochen, kommt dann die erlösende Freigabe, denn nach 30 Tagen benötigen wir eh ein neues Zertifikat um das Land zu verlassen. Wir dürfen, wenn wir versprechen, umgehend in Peru alles zu erledigen, einreisen. Wir flippen innerlich aus vor Freude. Diesmal echtes Glück gehabt! Nun checken zwei peruanische Beamte (Zoll & SENASA) noch unsere Kabine. Jutta ist es so unwohl wie schon lange nicht mehr, haben wir doch unseren richtigen Großeinkauf an Alkohol, Eiern, Molkereiprodukten, Obst, Gemüse, Tiefkühlfleisch und Fleisch versteckt und hoffen, dass die eifrigen Beamten es nicht finden … 😊 Die Versorgung in Peru wird nämlich nicht so einfach sein, wie noch in Chile! Großes Glück, wir dürfen passieren und sind erleichtert!!! Nun freuen wir uns auf einige Wochen Peru!

4 Antworten auf „#50 – RAPA NUI – die Osterinsel im Pazifik

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  1. …auch mal einen großen Dank, dass Ihr uns an eure Reise so wort- und Bilderbuch teilhaben lasst. Wir kennen gut den Aufwand, bis so ein Bericht steht und wissen das sehr zu schätzen.

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  2. Nach anstrengenden Tagen in großer Höhe geht’s ohne Pause für Mensch, Hund und Auto weiter mit eurem tollen Bericht. Die Osterinseln sind schon etwas ganz Besonderes, ihr habt die Tour dorthin bestimmt nicht bereut. Ich bin auch von euren Berichten und Bildern immer wieder beeindruckt. Habt eine schöne Zeit in Peru, im Norden wird es euch sicher gefallen und jetzt erstmal keine aufregenden Grenzen.

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