#51 – Peru: Vom Pazifik bis zum tropischen Regenwald im östlichen Tiefland

 Juchuu, nun sind wir im Land Peru, in dem unsere letzte große Reise 2020 endete und viele Highlights warten noch auf uns. Der Grenzübertritt war ja ganz glücklich verlaufen (Hundepapiere) und in Tacna wechselten wir noch Dollar in Soles um. Einen ruhigen und einsamen Nachtplatz fanden wir in den Höhen bei Miculla. Wir holten Tisch und Stühle heraus und genossen die Sonne und Wärme. Dadurch, dass wir im Gebirge waren ging die Sonne relativ früh unter. Am Morgen durchstriffen wir die Geröllwüste, um Petroglyphen zu entdecken, insgesamt 1500 sollte es dort geben. Wir fanden mit Anstrengung und Mühe ungefähr 20 in der sengenden Sonne. Über die gut ausgebaute Panamericana stießen wir auf die peruanische Pazifikküste. Wir stoppten in Playa Arenas Blancas, holten die Stühle raus, genossen den Sonnenschein, Christian nahm ein Bad in der Brandung und zum Krönenden Abschluss gab es gegrillte Chorizio über dem Lagerfeuer, dass Holz fanden wir am Strand. Mittags besuchten wir den Ort Ilo um Pelikane im Hafen zu bestaunen. Die Pelikane waren wohl unterwegs, dafür gab es 10 mächtige Seelöwen zu beobachten.

Molendo, eigentlich ein angesagter Badeort, der uns aber gar nicht zusagte, verließen wir zügig und machten uns weiter auf den Weg nach Arequipa. Hier waren mal eben wieder 2500 Höhenmeter zu meistern. In Arequipa besuchten wir das Monasteria de Santa Catalina. Das Kloster wurde 1579 von einer reichen Witwe gegründet, die Ordensschwester wurde. Die Anlage, die einer kleinen Stadt gleicht, erstreckt sich über 6 Straßenzüge und umfasst 100 Räume. Heute leben noch 20 Ordensschwestern dort. Besonders beeindruckt hat uns die farbliche Gestaltung in Ocker, Rot, Braun und Blau. Weiter gingen wir zum nahegelegenen Plaza de Armas. Dieser Platz ist wunderschön, eingerahmt in homogener Bebauung mit doppelstöckigen Säulenarkarden und einem großen Springbrunnen in der Mitte. Die riesige Kathedrale konnten wir nur von außen bewundern, da sie am Sonntag geschlossen war. Jutta war ganz gespannt auf das Alpaca-Wollmuseum, wurde nicht enttäuscht und dort konnte sie ihre Wollvorräte wieder auffüllen 😉.

Ein weiteres Highlight war der Besuch bei Edgar, unserem ersten Austauschschüler. 2012 lebte er für ca. 10 Wochen bei uns und seither haben wir den Kontakt gehalten. Mittlerweile ein junger Mann mit abgeschlossenem Ingenieurstudium, begrüßte er uns aufs herzlichste. Wir hatten viel (auf Deutsch) zu erzählen und speisten zusammen mit seiner Familie zu Abend. Wir wollten noch Arequipa am Abend erleben, nahmen uns ein Uber-Taxi und fuhren nochmals in die Stadt. Unsere Erwartungen wurden erfüllt. In einer Rooftop-Bar genossen wir noch einen Drink, die milde Temperatur und die tolle Aussicht.

Morgens machten wir noch einige Erledigungen in der Stadt und besuchten einen von Edgar empfohlenen Steinbruch „Ruta del Sillar“. Dort arbeiten Künstler und kreieren Figuren, Fabelwesen und Legenden in dem weitläufigen Gebiet. Sie bearbeiten den weichen Vulkantuff, der die Struktur wie Yton hat, u.a. „filigran“ mit einer Flex. Wieder auf dem Weg in die Höhe, bauten wir einen Zwischenstopp bei Callicalli an der schlecht zu fahrenden Straße 34E ein.

In Q`eswachaka war am Wochenende eine Brücke neu geflochten worden und zu diesem Anlass hatte es ein großes Fest gegeben. Einmal jährlich findet dieses Spektakel statt. Die freischwingende 12 Meter lange Brücke kann gegen eine kleine Gebühr überquert werden, eine recht wackelige Angelegenheit. An einem kleinen Waldstück fanden wir einen ruhigen Schlafplatz.

Morgens ging es dann weiter in die Höhe zum 7-farbigen Berg bei Polccoyo. An einer langen Schotterpiste, die immer enger und steiler wurde, kam wie erwartet Gegenverkehr und wir mussten rückwärts zurück. An einer Mauer hinter uns machte wir einen bleibenden Eindruck und sprengten unser Sicherheits-Schloss an der Kabinentür ab. Auf der Fahrt sahen wir etliche riesige Alpacaherden. Oben auf 4700 Metern angekommen, fuhr der letzte Touristenbus ab und die Souvenirverkäuferinnen räumten gerade ein. So hatten wir das Gelände und die Aussicht für uns alleine. Christian erklomm noch den atemraubenden Aufstieg zum Aussichtpunkt. Um eine angenehmere Nachtruhe zu haben, verließen wir die Höhe und begaben uns wieder in die Zivilisation auf etwa 3500 Meter. Wir hatten noch einen weiteren Rainbowmountain, den Vinicunca auf unserer Liste. Die Auffahrt war ziemlich lang, fast 30 Kilometer und kostete 5 Soles sowie 20 Soles Straßenunterhaltungsgebühr. Oben angekommen, trauten wir unseren Augen nicht, zwar hatten wir mit vielen Menschen gerechnet, aber dort wimmelte es nur so von Menschen. Mit Wasser, Mütze und Jacke ausgestattet, begaben wir uns auf den langen Weg nach oben. Um die 250 Höhenmeter waren noch zu meistern. Etwa in der Mitte machte Jutta schlapp. Die dünne Luft und die Postcovid-Probleme mit den Bronchien machten ihr sehr zu schaffen. Da kam das Angebot weiter per Pferd zu kraxeln wie gerufen. Die letzten Höhenmeter zu Fuß bis zum Lookout waren dann schaffbar. Der Ausblick war nochmals spektakulärer und auch ganz anders als beim vorherigen Berg. Christian erstieg dann noch den Gipfel und machte trotz dünnster Luft Akrobatik-Fotos (Handstand). Der Abstieg war dann ein Klacks. Genug von den ganzen Höhen und schlaflosen Nächten änderten wir unsere Pläne und fuhren ins Tiefland.

Der Regenwald war unser Ziel. Über 3500 Höhenmeter runter und fast 200 Kilometer weiter befanden wir uns dann in der schwülen 30°C Hölle. Beim Rio Madra de Dios, an einer kleinen Lagune nächtigten wir bei 27°C. Gar nicht gerechnet hatten wir mit einer größeren Ortschaft. Dort sperrte die Polizei direkt vor uns die Straße ab, denn ein sehr großes Fest mit Umzug fand statt. Unzählige Stände verkauften allerlei Sachen und überall wurden Speisen am Straßenrand und auf einem Platz angeboten. Den Umzug, an dem auch viele Indigene teilnehmen schauten wir uns an. Natürlich versuchten wir auch von den angebotenen Speisen bevor wir weiter zur Dos Loros Animal Refuge (Tierauffangstation für verletzte Dschungeltiere) besuchten. Gegen eine Spende durften wir die Tiere anschauen. Es waren Papageien, zwei Äffchen, ein Kaiman, ein Faultier, Schildkröten und ein Capibara zu sehen. Nun führte uns die Strecke durch 2 Tunnel und etlichen Flussfurten an eine Lagune, die unser Nachtplatz wurde. In der Frühe lauschten wir dem Erwachen des Regenwaldes. Später stiegen wir runter zur Lagune und mieteten ein Holzfloß. Am anderen Ufer angekommen, wagte Christian einen Walk durch den Urwald. Er sah etliche Schmetterlinge unterschiedlicher Größe und Farben und kämpfte sich durch Spinnweben. Weiter durch den Jungle querten wir noch weitere Flussfurten und Brücken bis zur End of the Road. Auf dem Rückweg kehrten wir noch in eine Gastronomie auf ein (!) kühles Getränk ein; die Bierflasche fasst einen Liter und die Cola kam im 2,5 Liter-Gebinde. 😊 Da einige Brücken marode waren, gab es abenteuerliche Umleitungen. Direkt durch den Fluß. Das Stadtfest vom Vortag dauerte noch an und wir wurden über Seitengassen geleitet. Allerdings standen da auch fliegende Händler. Sie hatten einfach Planen gespannt, die für unseren Rocky zu niedrig waren. Mit einem Besen bugsierte Christian diese in luftige Höhen, so dass Jutta den Wagen durchschlängeln konnte. Die Fahrt von etwa 500 Höhenmetern im peruanischen Regenwald wurde da anspruchsvoll, als die Berge anfingen. Mit 25-45 km/h zockelten wir die Andenkette hinauf. Die Serpentinen waren nicht so tragisch, viel gravierender waren die reinen Matschpassagen, die unzähligen Schlaglöcher und Wasserrinnen für das Regenwasser, bei denen wir hin und wieder mit der Anhängerkupplung Bodenkontakt hatten. Als dann um 17.30 Uhr auch die Sonne fort war, ging es erst mal richtig los. Die Fahrbahn hat 3,5 m Breite, etwa … bei Gegenverkehr im Dunkeln ist das dann schon eine Sache für richtig Adrenalin, wenn neben der Fahrbahn es im weißen Wolkendunst direkt steil abgeht! Um 19.30 Uhr waren wir in über 3500m Höhe angekommen und hatten es kontaktlos überstanden. Wir fuhren 14 km in den Nationalpark Manu hinein, denn beim Aussichtspunkt Tres Cruces soll man einen überwältigenden Sonnenaufgang über den unten liegenden Wolken des Regenwaldes haben. Wir parkten also auf 3650m Höhe ein und stellten den Wecker. Um 5.45 Uhr kletterten wir aus dem Fahrzeug und sahen unter uns viele Wolken. Auch die Sonne war durch die Helligkeit zu erahnen, leider nahm die Wolkenmasse nur zu und die Sonne versteckte sich vor uns. Nach dem Frühstück rollten wir durch die Wolken von dannen und freuen uns auf die Zeit im Inka-Kernland.

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