Prolog 1 – Brasilien

 

Das IBERIA-Flugzeug steuerte über den Felsen von Gibraltar und dann über das afrikanische Festland gen Süden. Bei Dakar, da war doch letztens noch was, bog es dann westwärts Richtung Brasilien ab. Nach über 10 Stunden landete das Flugzeug in Rio de Janeiro.

Um Gepäck zu sparen hatten wir unsere Wanderstiefel, Wanderhosen und dicken Pullis und Jacken angezogen; Vorsorge für Patagonien und die Hochanden, jedoch echt schräg in den Tropen. Beim Aussteigen aus dem Flugzeug mussten wir sehr tapfer sein, die stehende Hitzewand war kaum aushaltbar. Ein Taxi brachte uns auf abenteuerlichen Wegen, vorbei an Orten, die wir nicht alleine im Dunklen gehen würden und begleitet von unsagbaren Gerüchen und Gestank nach faulen Eiern, Schwefel und vielen anderen, nach Santa Teresa. Einige Male versagte das Auto bei den gewaltigen Steigungen doch nach Mitternacht endlich (deutscher Zeit – es herrschten 4 h Zeitunterscheid) hatten wir endlich unsere Unterkunft erreicht.

Aufgrund der heftigen Klimaumstellung, nahmen wir uns für den ersten Tag nur wenig vor. Mit dem öffentlichen Bus fuhren wir zur gefliessten Treppe Escadaria Selaron, auch Lapa-Treppe genannt. Diese war auch schon morgens fest in touristischer Hand. Die Fliesentreppe des chilenischen Künstlers Jorge Selaron, entstanden zwischen 1990 – 2013 und ist seine Hommage an das brasilianische Volk. Die Armut in Rio war allgegenwärtig, überall in den Seitenstraßen und unter den Brücken lagen Menschen, manche kamen uns entgegengetorkelt, Alkohol und Drogen bestimmen offensichtlich deren Alltag.

Einige Straßen weiter bestaunten wir die gigantische und futuristische Catedral Metropolitana de Sao Sebastiao; zwischen den Jahren 1964 – 1979 erbaut, mit einem gewagten Durchmesser von 106 Metern, fasst sie 5000 sitzende oder angeblich 20.000 stehende Gläubige. Abends haben wir uns auf den Weg in die Altstadt von Santa Teresa gemacht, um etwas zu essen und trinken. Während des Essens zog eine lokale Karnevalsgesellschaft der besonderen Art vorbei und später auch nochmals an unserer Unterkunft.

Bevor wir an Tag 2 ein Uber-Taxi bestiegen, stellten wir fest, dass die Grande Nigeria im Hafen von Rio festgemacht hatte, und ließen uns zur Bergstation des Corcovados, der Berg, auf dem die Cristos-Statue steht bringen. Ob wir da ankommen würden, blieb lange unklar. Der Uberfahrer hat trotz der Navigation an seinem Handy sage und schreibe 7 x bei Passanten nach dem Weg gefragt. Irgendwann querten wir auch Schlagbäume und passierten ein Klinikgelände, doch glücklicherweise kamen wir  schließlich an. Rauf wollten wir bei der Hitze mit der spektakulären Zahnradbahn fahren und zurück durch den Parc National, einen Dschungel mitten in der Stadt runter wandern. (Allerding war der Weg gesperrt und so liefen wir ein Stück der Strecke über die Straße und fuhren den Rest mit der Bahn wieder runter). Allein der absolut fantastische Blick auf Rio war es wert. Was wäre eine Reise nach Rio, ohne an den berühmten Strand Copacabana zu gehen. Einheimische hatten uns empfohlen lieber ein Stück weiter an den Ipanema-Strand zu fahren, der sei nicht ganz so touristisch und viel schöner. Naja, schön war er schon, aber wir hatten ihn uns schon größer vorgestellt. An einem Sonntag war er voller Einheimischer und so gar nicht in seinen Dimensionen wahrnehmbar. Auf jeden Fall haben wir uns in den kräftigen warmen Wellen erfrischt und Jutta hat sich beim barfuß über den Strand laufen ordentlich die Fußsohlen verbrannt. Zurück in unserer Unterkunft genossen wir noch den Pool.

Nun stand noch der Zuckerhut auf dem Programm. Auf dem Hinweg hatten wir das Glück eine historische offene Straßenbahn zu erwischen. Ein skurriler Spaß, zumal man unterwegs keine Ticktes kaufen konnte. Wir durften trotzdem ein Stück den Berg mit runterfahren. Als wir dann im Stadtteil Urca ankamen, umhüllte die 396m hohe Hutspitze eine graue Wolke. Wir wogen nur sehr kurz ab, dann fuhren wir doch hoch. Die Passage ist zweigeteilt. Auf der ersten Bergspitze muss man ein paar Meter laufen und dann auf die nächste Gondel warten. Und siehe da, die Wolke riss auseinander und wir erhaschten einen (unspektakulären) Blick auf die Felskuppe. Auf dem Weg nach ganz oben hatten wir eine fantastische Aussicht auf die verschiedenen Stadtteile Rios und das Meer an Segelbooten davor. Oben auf dem Felsen waren nur für Sekunden ein Blick auf den Boden zu erhaschen. Dafür kühlten die Wolken und der Wind uns angenehm ab.

Da Städte, vor allem Großstädte nicht so unser Ding sind, reichten uns die Tage und so fuhren wir am nächsten Tag mit einem Mietwagen in das ca. 500 km entfernte Sao Paulo. Warum denn fahren und nicht fliegen? Tja, das liegt an der Begleitung unseres Snoopys. Wir hatten keinen Flug gefunden der von Rio nach Montevideo eine Hundemitnahme ermöglichte. Es gab zwar Direktflüge von Low-Cost-Carriern, doch die transportieren keine Haustiere. LATAM fliegt nur mit Zwischenhalt diese Strecke und brauchst so mehr als 7 Stunden für die Passage. Der Pferdefuß ist aber, dass LATAM nur Tiere bis zur Reisezeit von 7 Stunden mitnimmt. Daher der Trick mit einem Direktflug von Sao Paolo. Um den Weg attraktiver zu machen sowie touristisch aufzuwerten, wählten wir einen Umweg über die BR-101 an der Küste entlang. Im ehemaligen Kolonialstädtchen Paraty, welches besonders durch den Sklavenhandel groß wurde, machten wir einen Zwischenstopp. Diese absolut sehenswerte Siedlung (UNESCO-Weltkulturerbe) mit dem sehr groben Kopfsteinpflasterstraßen und wunderschön buntgestrichenen Häuser hat uns verzaubert. Weiter ging es Richtung Ubatuba zum fast menschenleeren Strand mit wuchtigen Wellen. Christian wagte ein erfrischendes Bad und weiter ging es mit Überquerung des südlichen Wendekreises und dem Verlassen der Tropen nach Sao Paulo.

 

Unsere Unterkunft bei Sao Paolo war nicht ganz so einfach zu finden und anzufahren (Einbahnstraßen), aber irgendwann standen wir dann endlich vor dem Hotel. Direkt nach dem Frühstück gaben wir den Mietwagen am Flughafen ab und wollten einchecken. Gar nicht so einfach, wenn die Tickets falsch ausgestellt sind. Aber LATAM druckte sie entgeltfrei neu aus. Gottseidank waren wir sehr zeitig am Flughafen gewesen, denn die weiteren Aktionen waren zeitaufwendig und erforderten viel Geduld.

Da wir nicht das erste Mal mit Snoopy flogen, sind wir schon ziemliche Profis, dachten wir! Während bisher immer eine Decke und Unterlage sowie das Geschirr mit Leine in der Hundebox sein musste, sollte diesmal bei LATAM nichts drin sein. Also verstauten wir die Decken, die Rollen und das Geschirr auch noch im ohnehin massigen zu schleppenden Handgepäck.

 

Der Flug dauerte nur knapp über 2 Stunden und schon waren wir in Uruguay/Montevideo, auch die Schweiz von Südamerika genannt. Auf der Fahrt zu unserem Hotel wurde uns klar warum. Alles ist sehr gepflegt, kultiviert und ansprechend. Durchgeschwitzt und mit Vorfreude auf eine Dusche am Hotel angekommen erfuhren wir, dass sie uns wegen eines Wasserschadens nicht aufnehmen können. Christian hat nach einem Moment der Fassungslosigkeit aber schnell die neue Situation umgesetzt und über bei booking.com ein Hotel in der Nähe gefunden, das auch Hunde aufnimmt. Glücklicherweise stand unser Uber-Fahrer, noch auf seinen nächsten Trip wartend, draußen und kutschierte uns die paar Blocks weiter. Nun hieß es warten, wann wir das Fahrzeug endlich in Montevideo ausgehändigt bekommen werden. Aktives warten hat den Vorteil, dass die Zeit rascher vergeht. Mit einem gemieteten Renault steuerten wir nach Punta del Este, einem Ort der Besserverdiener mit imposanter Hochhaus-Skyline. Der Grund unseres Trips durchs grüne Weideland war die „eingebuddelte“ Hand des chilenischen Künstlers Mario Irarrazabal (1982 entstanden). So direkt am Meer, nutzten wir die Gunst und tauchten auch ein. Es war schon deutlich frischer als noch in Brasilien. Dafür kühlte es herrlich den sonnengeheizten Körper ab. Bei Rückkehr im Hotel in Montevideos Altstadt, stellten wir resigniert fest, dass der GRIMALDI-Kahn noch nicht einmal in Sao Paolo angelegt hatte; und ein weiterer Hafen liegt auch noch zusätzlich auf der Route. Das wird wohl noch lange dauern, bis wir unseren Rocky wieder haben werden. Jedoch wollten wir nicht so lange in einem (nicht preiswerten) Hotel die Tage nutzlos verstreichen lassen. Wir fassten einen Plan B und passten unsere Planungen an die neue Situation an: Auf zum Spontantrip nach Argentinien.

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